Der Umgang mit dem Tod als wichtiges Thema in der Bildenden Kunst am Gymnasium der Stadt Lennestadt
„Eigentlich wollten wir uns ja noch über Entwürfe austauschen, aber ich lasse mich mal überraschen“ schrieb Gerhard Beckmann vom Unternehmen Lebenslicht – Wiethoff Bestattungen in Altenhundem. Es ging um die künstlerische Gestaltung eines Sarges, für die sich fünf Schülerinnen des Gymnasiums der Stadt Lennestadt bereit erklärt hatten. Nach wochenlanger Arbeit war das Projekt dann doch viel eher fertig geworden als ursprünglich geplant.
Der Sarg war ein Dreivierteljahr zuvor über einen Umweg an die Schule gelangt. Im Sommer 2024 hatte der Literaturkurs des GymSL das Stück Dracula nach dem Roman von Bram Stoker aufgeführt. Gerhard Beckmann stellte den Schülerinnen und Schülern dafür einen echten Sarg zur Verfügung, denn bekanntlich nutzen Vampire, zumindest in der Weltliteratur, Särge als Zufluchtsort vor dem für sie tödlichen Tageslicht.
Nach zwei erfolgreichen Aufführungen gelangte der Sarg dann in den Kunsttempel des Gymnasiums der Stadt Lennestadt, wo die Idee geboren wurde, diesen künstlerisch mir Farben zu gestalten. Im Leistungskurs Kunst von Herrn Kurt erklärten sich auf Anhieb fünf Schülerinnen bereit, diese ungewöhnliche und spannende Gestaltungsaufgabe zu übernehmen. Mia Conze, Melina Felk, Katharina Freund, Annika Köhler und Nina Rademacher arbeiteten in den folgenden Wochen zunächst an einem künstlerischen Gestaltungskonzept und danach an der handwerklichen Ausführung desselben. Viele Stunden, sogar an den Wochenenden, malten die Schülerinnen an ihrem Werk, bis der Sarg endlich am 9. April im Kunsttempel an Herrn Beckmann übergeben werden konnte. Der zeigte sich sehr beeindruckt von dem Ergebnis und bedankte sich bei den fünf fleißigen Künstlerinnen.
Einen ganzen Sarg zu bemalen ist eine große Herausforderung. Zunächst wurde das Holz des Sarges besonders sorgfältig nachgeschliffen, damit später bei der Bemalung keine unschönen Grate zu sehen sein würden. Bei der Farbkonzeption entschieden sich die Schülerinnen auf der Ebene der Grundierung für die Farben des Regenbogens als Zeichen der Hoffnung für die Hinterbliebenen. In einer weiteren Farbschicht malten die jungen Künstlerinnen auf jeweils eine Langseite des Sarges vier Bäume im Wechsel des Jahres vom Frühling über den Sommer und Herbst bis zum Winter. Symbolisch haben diese Bäume zwei Bedeutungen: Zum einen stehen sie für das Leben von der Geburt bis zum Tod, zum anderen ist im Logo des Bestattungshauses Lebenslicht – Wiethoff Bestattungen ein Baum zu sehen, der sich so in der Gestaltung des Sarges wiederfindet. Das Kopfende des Sarges schließlich zeigt einen beginnenden und das Fußende einen sich in der Ferne verlierenden Lebensweg. In einem letzten Arbeitsschritt malten Mia, Melina, Katharina, Annika und Nina winzige Details wie einen von Bienen umschwirrten Bienenkorb, Vögel und Schneemänner zwischen die Bäume.
Als nächste Herausforderung ist ein Kindersarg im Gespräch, der von Schülern gestaltet werden soll. Den Tod eines Kindes künstlerisch angemessen zu thematisieren wäre sicherlich eine noch größere Herausforderung, aber die zahlreichen künstlerischen Talente am GymSL sind dieser Aufgabe sicherlich gewachsen.
